Amerikanischer Bildungsurlaub
So ruhig sind 25 Schüler*innen eher selten, insbesondere wenn es auf große Reise geht. Vielleicht lag es einfach an der Uhrzeit des Treffpunkts am Flughafen Hamburg — 5:55 Uhr! Aufgrund der intensiven Sicherheitskontrollen musste sich die Gruppe um Frau Beer und Herrn Freitag schon etwas mehr als drei Stunden vor Abflug des United-Airlines-Flugs 865 nach New York City in Fuhlsbüttel treffen.
Trotz der unvermeidlichen SMS „Wir haben leider verschlafen! Versuchen aber, so schnell wie möglich dort zu sein“ an die Lehrer, waren alle entspannt und freuten sich auf den bevorstehenden USA-Austausch mit unseren Partnerschulen im Bundesstaat Wisconsin. Nach einem schnellen Gruppenfoto und der Verabschiedung von den Eltern und Geschwister ging es zum Gate C6, wo das Flugzeug schon auf die Neunt-, Zehnt- und Elftklässler wartete. In der Boing 767-300 angekommen, gab es erst einmal einige Sitzplatz-Rochaden bis alle Schüler*innen zufrieden die Reisehöhe von etwa 11.000 Meter erreichten. Nach einem Snack wurden die Fenster verdunkelt und einige holten den Schlaf der vergangenen kurzen Nacht nach, um sich auf die Stadt, die sowieso niemals schläft, vorzubereiten. Kurz vor der Landung entschied der Pilot allerdings, das Flugzeug noch einmal durchstarten zu lassen. Wie sich später herausstellte gab es ein technisches Problem, sodass wir weitere 60 Minuten über New York kreisen durften. Warum wir ein großes Empfangsaufgebot von mehreren Feuerwehrautos entlang der Landebahn hatten, entzog sich (zum Glück) unserer Kenntnis.
Angekommen am Newark International Airport im New Yorker Nachbarstaat New Jersey nahm ein gebuchter Guide, Sigrid, die noch etwas müde Gruppe in Empfang und fuhr im gemieteten Bus nach einer beeindruckenden Stadtrundfahrt zum Hotel in der 48. Straße zwischen der 10. und 9. Avenue. Um sich ein wenig die Beine zu vertreten, stand ein Spaziergang zum nahgelegenen Central Park auf dem Programm. Auf dem Weg dorthin wurde sogleich die Nachbarschaft inspiziert und die „wichtigen“ Läden zur Nahrungsaufnahme und zum Shopping ausgespäht und aufgeregt kommentiert. Das Wetter meinte es die vier Tage in New York sehr gut mit uns, sodass der Park voller gut gelaunten Menschen war, die auf den Bänken, Wiesen und Pferde- und Fahrradkutschen saßen. Im Anschluss durften die ersten Stunden Freizeit in Vierergruppen genossen werden, die auf der 5th Avenue, dem Time Square und in den einschlägigen Fast-Food-Restaurants verbracht wurden. Deadline war 22 Uhr im Hotel, doch die Uhrzeit erlebte kaum jemand wach, da fast alle in den Dreier- und Viererzimmern schon vorher die Augen schlossen.
Der nächste Tag brachte einen etwas längeren Spaziergang zum One World Trade Center, der sich allerdings lohnte. Angefangen von der Fahrstuhlfahrt, dem grandiosen Ausblick aus dem 102. Stockwerk und einfach das Gefühl ein wenig am Dach der Welt zu stehen. Es wurden Hunderte Fotos in alle Himmelsrichtungen geschossen sowie fast noch mehr Selfies mit der Stadt im Hintergrund. Unten angekommen, verstummten alle erneut, und zwar an den „Fußstapfen“ der ehemaligen Türme des World Trade Center — ein beeindruckendes Monument für die Anschläge vom 11.9.2001.
Im Anschluss ging es am Ufer des Hudson River entlang Richtung Staten Island Ferry, die vorbei an Ellis Island und der Freiheitsstatue den New Yorker Stadtteil Staten Island ansteuerte. Nur eine halbe Stunde hatten die Gruppen Zeit, sich auf dem kleinen New Yorker Stadtteil umzusehen, dann ging es wieder zurück und weiter zu Fuß durch Downtown Manhattan zur Wall Street, vorbei an der Brooklyn Bridge durch Viertel wie Chinatown, Little Italy und Greenwich Village. Durch moderne Schrittzähler kamen alle auf mehr als 40.000 Schritte an dem Tag!
Am letzten ganzen Tag im Big Apple ging es auf ein besonderes Wahrzeichen der Stadt: das Empire State Building! Der Ausblick aus dem 84. Stock war zwar aus einer etwas geringeren Höhe als beim One World Trade Center, allerdings trennten keine dicke Panzerglasscheiben die Aussicht, sondern nur dünne Gitterstäbe, sodass der Wind dort oben und die Geräusche der Stadt hinzukamen. Im Anschluss durften die Schüler*innen dann noch einmal Einkaufen gehen und die anderen tollen Sehenswürdigkeiten wie das Flatiron Building, die New York Public Library und Besonderheiten wie die Yellow Cabs und die vielen Skyscrapers New York Citys bestaunen.
Am nächsten Morgen war es dann so weit, der „Bildungsurlaub“ war vorbei und es wurde ernst: Es ging mit dem Flugzeug Richtung Chicago und von dort noch etwa zwei Stunden in den Bundesstaat Wisconsin zu den beiden Austauschschulen in Union Grove und Cudahy. Der Atmosphäre im Bus merkte man an, dass der große Augenblick, das Kennenlernen der Gastfamilien, kurz bevor stand. Merklich ruhiger guckten die 25 GSH-Auserwählten neugierig aus den Fenstern, inspizierten die noch fremde Gegend und das große Schulgelände mit riesigem Parkplatz; Fahrräder werden bei den großen Entfernungen zur Schule eher selten genutzt. Der Bus war etwas früher angekommen, sodass noch nicht alle Familien vor Ort waren. Die Begrüßung fiel herzlich, und trotzdem etwas zurückhaltend auf beiden Seiten aus. Schließlich hatten man sich bislang nur per E-Mail, Facebook und Snapchat „kennengelernt“, aber dafür hatte man jetzt ja zwei Wochen Zeit.
Kaum in den Familien angekommen, ging es schon am nächsten Abend zu einem Highlight vieler US-Schüler*innen: Prom Night — und es war ein voller Erfolg! Einige Limousinen hielten direkt vor der gemieteten Location und ließen die in Smoking und Ballkleider angezogenen Teilnehmern aussteigen. Es gab ein Süßigkeitenbüffet, zwei Bars, Poker-, Blackjack und Glücksradtische, einen deutschen Tisch sowie einige gemeinsame Tänze und zur Stärkung später Pizza und Eiscreme. Am Sonntag wurde ausgeschlafen und in den Familien verbracht …
DIE FORTSETZUNG DES TEXTES FOLGT DEMNÄCHST IM GSH-JAHRBUCH!
Jenny Kaiser und Antonia Kraushaar