Geruchsexplosion im Hafen
Mit großen Schritten zum Chocoversum
Eine Reportage von Sarah Horn
Der ganze Hafen scheint ein Potpourri der verschiedensten Gerüche zu sein. So intensiv wie auf dem Spaziergang am Dienstag, den 18.04.2017, haben wir das noch nie bemerkt. An jeder Ecke, hinter jedem Lagerschuppen duftet es anders. Wir, die 7zm, sind auf einem Ausflug durch den Hafen zum Chocoversum. Nach den ersten 100 Metern riecht es nach Essig. Ich frage meine Freundin: „Riechst du auch diesen intensiven und interessanten Essiggeruch?“ Sie antwortet: „Essig?! Es riecht vergoren, es stinkt.“ So unterschiedlich kann Geruch wahrgenommen werden.
Wir gehen in der Kälte und gegen den Wind weiter. Fünf Minuten später laufen wir wieder an Lagerhallen vorbei. Diesmal riecht es angenehm nach Kakao. Wir schauen uns um und entdecken ein Schild mit dem Namen „Quast & Cons.“.
Diese Firma ist nur eines von vielen Unternehmen im Freihafen Hamburgs. Sie besteht seit dem Jahr 1911 im Hafen, welcher wiederum mittlerweile zu den größten und wichtigsten Umschlagplätzen der Welt gehört. „Quast & Cons.“ ist ein reines Hamburger Unternehmen. Sie lagern und handeln hauptsächlich Kakao, aber inzwischen manchmal auch Kaffee, da die Firma so groß geworden ist.
Wir haben ungefähr ein Viertel der Strecke geschafft. Inzwischen sind wir am Hafenmuseum angekommen. Alle schauen sich um, es ist beeindruckend, wie viele alte Hafenmaschinen, alte Container und alte Autos dort stehen.
Das Hafenmuseum ist eine Außenstelle des Museum der Arbeit. Es bietet eine Ausstellung, Aktionstage und vieles mehr an. Der Eintritt ist für Kinder und Jugendliche frei. Das Museum der Arbeit passt sich auch der heutigen Zeit an. Mittlerweile hat es sogar Snapchat.
Nach einer kleinen Frühstückspause spazieren wir weiter. Die Hälfte ist geschafft. Uns ist entweder kalt, die Füße tun weh oder wir können nicht mehr. Erst riechen wir lange nichts, doch dann plötzlich schnuppert es nach Pfeffer. Es kitzelt ein bisschen in der Nase. Wenn man ganz tief einatmet, tut es leicht weh. Wir sind schon fast am zweiten Halt, da gehen wir an einer Ölfirma vorbei. Hier riecht es sehr nach Öl.
Eine Ölfirma im Freihafen Hamburgs heißt z.B. „H&R“. Die Abkürzung steht für „Hansen & Rosenthal“, eine Firma die seit ca. seit 1920 besteht. Sie stellen qualitativ hochwertige Weißöle, Paraffine, Grundöle, Spezialöle und Weichmacher für Reifen und Vaseline her. „H&R“ ist weltweit aktiv.
Nach einer weiteren halben Stunde sind wir am Elbtunnel angekommen. Wir alle gehen durch den Elbtunnel. Es ist angenehm, mal keinen kalten Wind zu spüren.
Der Elbtunnel würde 1911 eröffnet. Er wurde gebaut, da der Hamburger Hafen damals schnell wuchs und man den starken Elbverkehr entlasten wollte. Der Bau war schwierig, da er unter Überdruck stattfand und die Gefahr groß war, dass Wasser in die Baustelle eindringen konnte. Gestartet wurde der Bau unter der Leitung von Otto Stockhausen im Jahr 1907. Seit 1975 heißt der auch „Alter Elbtunnel“, weil es ja mittlerweile einen zweiten Tunnel für den Autoverkehr gibt. Der Tunnel führt unter der Norderelbe mit einer Länge von 426,5m entlang. Der alte Elbtunnel verbindet die Elbinsel Steinwerder mit den St. Pauli Landungsbrücken. Man kann ihn als Fußgänger, Fahrradfahrer oder mit dem Auto an bestimmten Tagen passieren. Er steht seit 2003 unter Denkmalschutz.
Nach einer kurzen Fahrt mit der S-Bahn kommen wir endlich im warmen und gemütlichen Chocoversum an. Meine Klasse freut sich, endlich da zu sein und ist super glücklich, keinen kalten Wind an der Nasenspitze zu spüren.
Das Chocoversum wurde 2012 im Meßberghof eröffnet. Es ist eine Ausstellung zum Probieren. Das Chocoversum wird in Kooperation mit dem Bremer Schokoladenhersteller „Hachez“ betrieben.
Wir machen dort unsere Führung. Als Erstes wartet ein leckerer Schokoladenbrunnen auf uns. Wir halten Waffeln unter kleine Zapfhähne und probieren die leckere Vollmilchschokolade. Es schmeckt köstlich. Als Zweites können wir frische, unverarbeitete Kakaobohnen probieren. Es schmeckt nicht wie erwartet nach Kakao, sondern nach Frucht und auch nach Nuss. Nicht alle finden dieses Geschmackserlebnis gelungen.
Als Drittes dürfen wir unsere eigene Tafel Schokolade gestalten. Dazu gibt es verschiedene Toppings, wie z. B. Smarties, getrocknete Früchte, Streusel und auch Gewürze. Als Viertes sprechen wir über den Anbau von Kakao. Heutzutage wird nur noch selten Edelkakao angebaut. Der größte Teil der weltweiten Kakaoproduktion ist einfacher, qualitativ schlechterer Kakao. Dieser lässt sich jedoch billiger produzieren.
Jede/r von uns probiert ein Stück Schokolade. Wir sollen herausfinden, welche Kakaosorte verwendet wurde. Wir vermuten, dass es Bitterschokolade ist. Jedoch sagt man uns, dass es eine hochwertige Vollmilchschokolade sei, welche nur noch selten hergestellt wird. Als Nächstes probieren wir geröstete Kakaobohnen. Die Bohnen sind sehr bitter und schmecken uns gar nicht.
Nun schauen wir uns den Herstellungsprozess der Schokolade an. Die Produktion jeder Tafel dauert etwa hundert Stunden. Die erste Maschine zermahlt die gerösteten Kakaobohnen. Dabei entsteht ein dicker Brei, da die Kakaobohnen soviel Fett enthalten. Auch diesen Brei probieren wir. Er schmeckte immer noch bitter.
Wir schauen uns noch weitere Maschinen und den Verlauf der Produktion an. In der letzten Maschine sieht die Masse wie richtige, flüssige Schokolade aus und wird dort 48 Stunden lang gerührt, damit sich alle Zutaten gut vermischen und die Schokolade schön zart ist.
Schließlich sehen wir uns noch die Verpackungsmaschine an und unsere Führung ist zu Ende. Jede/r bekommt nun seine selbst gestaltete Tafel Schokolade und wir schauen uns noch im Shop des Chocoversums um. Quasi alles dort ist aus Schokolade: Nudeln, Pflegeprodukte, Gesellschaftsspiele und sogar Badeenten.
Vom Chocoversum sind wir begeistert und kommen gerne wieder.