040 428 871 0
goethe-schule-harburg@bsb.hamburg.de

Mensch in Technik und Kunst

Mensch in Technik und Kunst

Wer reitet so spät durch Nacht und Wind?

Die Herbst-Projektwoche der Klasse 8t stand unter dem Motto des Goethe Klassikers „Erlkönig“. Wer nun meint, dass es sich um eine Literaturklasse handelt, die sich hier mit dem großen Meister Deutscher Literatur beschäftigt, hat weit gefehlt. Wie sich eine Klasse mit dem Schwerpunkt Natur und Technik diesem Thema genähert hat, soll der nachfolgende Bericht illustrieren.

windspielDie 13- bis 14 jährigen Schüler standen vor der Aufgabe, ein Projekt im Zeichen des neuen Namensgebers der Schule zu gestalten. Der Funke sprang über, als Herr Fröhlig von seinem lang gehegten Wunsch schwärmte, ein kinetisches Modell zu realisieren und die Idee vom Erlkönig erfand. Die Schüler waren Feuer und Flamme, jedoch stellte sich die Frage, wie man das Werk des Dichterfürsten künstlerisch in Form eines Windspiels umsetzen sollte. Während Wolfgang Fröhlig Kontakt mit dem Kunstschmied Arne Prohn aufnahm und die Realisierung des Projektes planerisch in Angriff nahm, bereiteten sich die Schüler mit ihrem Klassenlehrer Konrad Nee auf die Projektwoche vor. Wie ging doch noch mal das Gedicht? Also ran an die Deutschkenntnisse. Nachdem die angehenden Techniker den Inhalt interpretiert hatten, wurde ihr künstlerisches Können gefordert, denn nun erstellten sie interessante Skizzen, mit denen sich die Inhalte des Gedichtes darstellen ließen. Dies blieb ihrem Deutsch- und Kunstlehrer, Oliver Barfknecht nicht verborgen, der sich bereit erklärte, die Projektwoche zu begleiten.

Wie funktioniert denn eigentlich so ein Windspiel und was verbirgt sich hinter dem Begriff Kinetik? Diese Frage beschäftigte die Schüler nun im originären Natur- und Technik Unterricht. So näherten sie sich der Windenergie und lernten, welche Möglichkeiten die kinetische Energie der bewegten Luftmassen der Atmosphäre als regenerative Energie liefert. Die Nutzung als erneuerbare Energiequelle stand nun im Focus. Und so wurde die Windenergie-Nutzung zur Stromerzeugung mit Windkraftanlagen behandelt.

DSC_0130Endlich begann dann die Projektwoche und Arne Prohn traf auf eine gut vorbereitete Klasse, die ihn sichtlich mit ihrer geballten Motivation überraschte. Nach kurzem Kennenlernen legte der Künstler seine Skizze eines Erlkönig-Modells vor. Gemeinsam wurde sie begutachtet, auf Basis der bisher gewonnen Erkenntnisse auf die Möglichkeiten der Umsetzung hin analysiert und dann ging es los.

24 Schüler feilten, bohrten, sägten, hämmerten und schweißten was das Zeug hielt. Zug um Zug, Tag für Tag konnten sie das Modell unter den eigenen Händen wachsen sehen. Parallel konnten sich die Schüler einen schöpferischen Ausgleich verschaffen, indem sie in einem Nachbarraum die Grundlagen der Mechanik durch die kreative Entwicklung und den konzentrierten Bau individuell designter „Drahtmaschinen“ umsetzten.

Schon kam die nächste grundsätzliche Frage auf. Wie tief muss man denn nun ein Fundament graben, um den Mast des Erlkönigs sicher aufzustellen und wie macht man eigentlich Beton? Diese Fragen der Schüler wurden nicht nur theoretisch, sondern umgehend auch praktisch erarbeitet. Bei strömenden Regen hoben die „Tiefbauer“ nach eigenen Plänen unter Aufsicht ein Fundament aus, stellten den von der Firma Vattenfall gestifteten Mast lotrecht auf und betonierten ihn fachmännisch ein. Am Donnerstag der Projektwoche war es dann so weit: der Höhepunkt wurde gemeinsam begangen. Vorsichtig und umsichtig schaffte man das Modell aus den Räumen an der Bennigsenstraße vor den Haupteingang an der Eißendorfer Straße und bugsierte es unter tatkräftiger Unterstützung auf den Mast. Sofort drehte sich das Modell im Wind und konnte stolz bewundert werden.

Aber was war das? Hin und wieder reitet der Vater mit dem Kind im Arm rückwärts?! Die frische Brise in der Eißendorfer Straße regt zu weiterem Nachdenken an. Ob mit einem weiteren Modell vielleicht auch dieses Problem gelöst werden kann? Fortsetzung folgt!

Konrad Nee